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Aus dem Leben einer KräuterhexeSie ist die Kräuterhexe von Landsberg Landsberger Tagblatt, 15.September 2018
Sonnenacker: Kräuterhexe Traudl Manka unterrichtet dort auch Schüler in
Sachen Garteln,
Traudl Manka weiß alles über Tinkturen, die man aus Pflanzen herstellen kann. Sie verrät, wie sie zu ihrem Namen kam. Und sie macht noch viel viel mehr.
Traudl Manka: Viele kennen sie als Kräuterhexe, aber nur wenige wissen, woher die Bezeichnung kommt. Weil sie Kräuter beim Namen nennen kann? Weil sie Cremes und Tinkturen aus diesen Pflanzen herzustellen weiß? Weil sie Kräuter sammelt und auch mal welche aus exotischen Ländern hier bei uns heimisch macht? Alles falsch. Die Traudl verrät im Gespräch mit dem LT die wirkliche Herkunft. Es war Sommer, die Mutter war draußen am Arbeiten, da wollte der Nachwuchs das Licht der Welt erblicken. Also entbunden und weiter gearbeitet – wie das halt früher so war. Das Kindl wurde auf ein Kissen gebettet und in die Stube gelegt - mitten zwischen alle möglichen Kräuter, die dort zum Trocknen auslagen. Der Vater kam heim, erfuhr von der Geburt und wurde zur Besichtigung des Nachwuchses geschickt. Sein überlieferter Ausspruch: „Das ist ja eine kleine Kräuterhex!“
Vor 40 Jahren begann der ganz spezielle Unterricht
Der Bruder aber habe widersprochen und gesagt, „nein die kleine Schwester ist ganz edel“.
„Ja, und so sind meine beiden Namen entstanden, Edeltraud und Kräuterhex.“ Eine schöne
Geschichte, die heuer 70 Jahre alt wurde – so alt wie die so Bezeichnete, die kürzlich ihren
70. Geburtstag feiern konnte. Edeltraud Manka ist in Reichling geboren und aufgewachsen,
als echte Nachzüglerin einer bereits großen Familie. Sie besuchte die Hauswirtschaftsschule
in Bernried, lernte dort Hauswirtschaft und Säuglingspflege. Sie heiratete nach Hausen bei
Geltendorf, zog zwei Kinder groß, pflegte ihre Schwiegermutter, arbeitete im Krankenhaus
Fürstenfeldbruck. Die längste Zeit ihres Berufslebens verbrachte sie im Postscheckamt
München in der Sonnenstraße. Als es aufgelöst wurde, ging Traudl Manka in Rente.
sagt sie beispielsweise über eine ihrer Leidenschaften. Sie zieht schon immer ihren eigenen
Samen, probiert Neues aus, düngt alternativ. Ihre Kinder seien in der Schule gefragt worden
woher sie denn so viel über die Natur wissen. Da hatte sie einen ersten Nebenjob:
„Vor 40 Jahren wurde ich von der Geltendorfer Schule engagiert, um mein Wissen an alle
Kinder weiterzugeben. Eigentlich bin ich neigschmissn worden“, meint sie lachend.
Nebenbei hat die Traudl im Obst- und Gartenbauverein Geltendorf engagiert mitgearbeitet,
gründete eine Jugendgruppe und legte den Sonnengarten an. 2007 dann zog das Ehepaar Manka
nach Landsberg - in eine Wohnung, ohne Garten.
Die Rettung der Sonnenäcker ist Traudl Mankas Verdienst
„Ein Schrebergarten?“ Das war nicht nach dem Geschmack der Kräuterhexe. Sie erfuhr vonden Sonnenäckern im Landsberger Westen - gerade, als diese mangels Interesse
aufgelöst werden sollten. „Des wär was“, dachte sich die Traudl, verhinderte die Auflösung und
ist seither dort öfters in ihrem Gartenstück zu finden.
Als die Enkelkinder in der Fritz-Beck-Schule
mit Naturwissen glänzten, war die Oma erneut gefragt. „Wir haben dort einen Teich angelegt
und später auch einen Garten.“ Dass das Projekt einschlief, machte gar nichts,
denn Nachfolger fanden sich schnell.
„Derzeit bin ich in der Platanenschule und in der
Praxisklasse der Kauferinger Mittelschule.“
Auf dem Sonnenacker hat Manka Schulbeete angelegt. „Da sind wir fast jede Woche
draußen. Wir bestimmen Wiesenblumen, ziehen Samen und pflanzen. Im Sommer gibt es
dann Picknick mit Salat und im Herbst einen Kartoffeltag, für den ich verschiedene
Kartoffelsorten zum Probieren mitbringe. Die Kinder sollen lernen, die Natur als Ganzes
wertzuschätzen.“
In der Fuchstaler Schule hat sie bei der Realisierung eines Backhäusls
mitgeholfen, ein Bienenprojekt startet, und, und, und...
Bei den Senioren hilft sie eifrig mit
Natürlich sind diese Garten-
und Schulprojekte längst nicht alles, was die umtriebige Frau macht. Traudl Manka düst durch
den Landkreis und bringt das Wissen über die Vorgänge in der Natur, das sie vom Vater hat und
gemeinsam mit der Schwester ausarbeitete, unter die Leute. Sie hält Vorträge über Kräuter oder
das Wetter, macht Gartenberatung, Führungen durch den Sonnenacker,
rührt Cremes, füllt selbst gemachte Kräuterauszüge in kleine Fläschchen ab.
2010 hat die Traudl eine Ausbildung zur Seniortrainerin gemacht.
„Seitdem bin ich im
Mehrgenerationenhaus Mädchen für alles“, meint sie
schmunzelnd.
Sie leitet das
Erzählcafé, organisiert Spielenachmittage,
richtet für Veranstaltungen her.
Und sie ist eine
Reisetante:
Beinahe rund um die Welt ist Traudl Manka schon gekommen. Und überall ist die
Natur wichtig. „Am Nordkap finde ich Pflanzen, die bei uns auch wachsen.“
Mitbringsel von den „Ausflügen“
können Besucher in einem schmalen Regal zwischen Küche und Esszimmer bewundern:
„Das ist unsere Mineraliensammlung,
mit Sand und Steinen aus der ganzen Welt.“
Ständiger Begleiter ist ihr Fotoapparat, da wird
„Eigentlich bin ich rundum glücklich und zufrieden“,
erklärt die Traudl auf eine entsprechende Frage. Ein paar Wünsche hat sie aber doch: „G’sund
bleiben, alt werden, das
Leben genießen, viele Projekte anstoßen, Schulprojekte mit Kindern durchziehen...“